Unser Nervensystem wird gereizt von verschiedenen Faktoren. Und unsere Nerven wiederum beeinflussen uns und unseren Zustand – das kannst du für dich nutzen. Ein besonderer Nerv ist der Vagusnerv. Er wird auch Selbstheilungsnerv genannt. Erfahre, wie du diesen Nerv positiv stimulieren kannst.
In diesem Artikel erfährst du:
- Was der Vagusnerv ist
- Warum der Vagus auch Selbstheilungsnerv genannt wird
- Inwieweit unsere Emotionen damit zusammenhängen
- Wie du den Vagusnerv für mehr Wohlbefinden stimulieren kannst
Lieber hören statt lesen? Hier ist die passende Podcastfolge:
Was ist der Vagusnerv?
Der „Nervus Vagus“, der zehnte von zwölf Hirnnerven, regelt wichtige Körperfunktionen für unsere Ruhe und Erholung, wie auch die Herzfrequenz, Atmung, Verdauung und Stimmbildung. Der Vagusnerv steht in unmittelbarem Zusammenhang mit Heilprozessen, der Regulation und Regeneration.
Der Name leitet sich von dem lateinischen Wort „vagari“ ab, was „wandern“ bedeutet. Der Nerv wandert quasi durch unseren gesamten Körper. Er reicht vom Stammhirn bis hinunter zum Bauch und verästelt sich dort zu etwa 100.000 Nervenfasern. Wie eine Datenautobahn transportiert er Informationen vom Gehirn zu unseren Organen (und umgekehrt).
Der Vagusnerv ist wie ein innerer Baum. Komplex und vielfältig ist er verästelt. Er schenkt uns Ruhe und Erholung und hilft uns, unser Gleichgewicht zu halten.
Vagusnerv – Viele Funktionen für dein Wohlbefinden
Verdauung, Atmung und Herzschlag
Der Vagusnerv ist daran beteiligt, dass wir Kauen, Schlucken und genügend Speichel haben. Der Nerv hilft auch dabei, unsere Verdauung anzukurbeln. Er stimuliert die Arbeit des Magens, der Leber, der Galle und des Darms, sodass die Nahrung gut verdaut werden kann.
Entspannung und Erholung
Eine weitere wichtige körperliche Funktion des Nervs ist es, die Produktion von Stresshormonen in der Nebenniere zu hemmen. Das bedeutet, dass er dabei hilft, Stress abzubauen und uns zu beruhigen. Außerdem verlangsamt er unsere Atmung und unseren Herzschlag. Damit ermöglicht der Vagusnerv Erholung und Regeneration. Er hilft dabei, uns auszuruhen und wieder Energie zu tanken.
Das liegt daran, dass der Vagusnerv eng mit unserem Nervensystem verbunden ist. Oder besser: Er ist Hauptnerv des Parasympathikus – der Teil unseres vegetativen Nervensystems, der für Entspannung sorgt. In einem anderem Blogartikel erfährst du mehr über den Aufbau deines Nervensystems und wie du es regulieren kannst.
Psyche und Emotionen
Der Vagusnerv hat auch etwas mit unseren Gefühlen zu tun. Das haben Forscher herausgefunden. Es gibt eine Theorie namens Polyvagal-Theorie, die besagt, dass es neben den zwei wichtigen Spielern, dem Sympathikus und dem Parasympathikus, noch einen dritten gibt: Es ist also so, dass es den Sympathikus gibt und quasi zwei Arten von Parasympathikus.
Der eine kümmert sich darum, dass wir uns zurückziehen und passiv sind, z.B. schlafen können. Der andere arbeitet mit anderen Nerven zusammen, um einen wachen und entspannten Zustand zu ermöglichen. Wenn wir uns sicher fühlen, kann dieser sogar Kommunikation, Zugewandtheit und Verbindung ermöglichen.
Die Forschung hat gezeigt, dass unsere Gefühle mit diesen drei Spielern zusammenhängen – und dadurch auch unser Verhalten beeinflussen. Wenn du mehr über dieses Thema erfahren möchtest, kann ich dir das Buch „Der Selbstheilungsnerv“ von Stanley Rosenberg empfehlen.
Konzentration und Kommunikation
Außerdem fördert der Vagusnerv unsere Konzentration und Kommunikation. Wir können uns besser auf Aufgaben konzentrieren und Informationen verarbeiten. Zudem unterstützt er die Kommunikation zwischen unserem Gehirn und anderen Teilen unseres Körpers.
Balance und Zufriedenheit
Der Vagusnerv kann Gefühle von Zufriedenheit und Verbundenheit in uns wecken. Unser Körper strebt wie so oft nach einer Balance, einer gesunden Selbstregulierung und Ausgeglichenheit. Dafür sind die Nerven da, das ist ihr Zweck.
Um immer wieder in diese Balance zu gelangen, ist es wichtig, dass wir uns selbst wahrnehmen und für uns sorgen. Das betrifft sowohl unseren Körper als auch unsere Emotionen und Gedanken. Denn unsere Gedanken beeinflussen letztendlich unsere Gefühle. In einem anderen Blogartikel beschreibe ich dir ein anderes Nervensystem: das limbische System, oder auch „emotionales Gehirn“.
Warum wird der Vagusnerv auch Selbstheilungsnerv genannt?
Weil man mit der Stimulation des Nervs die Gesundheit fördert. Das Stimulieren des Vagusnervs hilft gegen Darmprobleme, Entzündungen, Autoimmunerkrankungen, Ängsten, Depressionen und innerer Unruhe.
Die Aufgabe des Vagusnerv ist Selbstheilung, Erholung und Verdauung, aber auch Kontakt und Kommunikation. Das hat Prof. Stephen Porges erforscht (von ihm ist auch die Polyvagal-Theorie). In der Medizin wird die Stimulation des Vagus bereits zur Behandlung von Epilepsie genutzt.
Übrigens: Wenn Angst, Stress oder Enge dem Körper zu viel werden, reagiert der Vagusnerv darauf und übernimmt die Oberhand über den Sympathikus. Das nennt man auch vasovagalen Reflex. Dein Blutdruck fällt ab und dein Gehirn wird mit Blut kurzfristig unterversorgt. So stark ist dein Vagusnerv!
Vagusnerv stimulieren – Meine 10 Tipps
Weil wir in unserer heutigen Welt häufig überstimuliert sind, was bedeutet, dass unser Sympathikus überaktiv ist, sollten wir uns um unseren Vagusnerv kümmern. Indem wir ihn stimulieren, können wir positive Effekte auf Körper, Geist und Seele erzielen.
Der Vagusnerv ist gut für unsere Balance. Wir fördern mit der Stimulation des Vagusnervs unsere Ruhe und Erholung. Sie kann auch zu einer reibungslosen Verdauung beitragen und Krämpfe im Bauchbereich lindern, wie beispielsweise bei Menstruationsbeschwerden.
Das Schöne daran ist, dass es einfache Methoden gibt, die du sofort anwenden kannst, um deinen Vagusnerv zu stimulieren. Es sind keine komplizierten Techniken erforderlich. Hier sind meine 10 Tipps für die Vagusnerv Stimulation.
#1 Atmung
Der Atem ist eines der wichtigsten Werkzeuge, um das vegetative Nervensystem zu beeinflussen. Wenn du den Vagusnerv stimulieren möchtest, kannst du dich auf die Ausatmung konzentrieren und sie betonen, indem du sie bewusst verlängerst. Damit signalisierst du deinem Körper, dass es an der Zeit ist, sich zu entspannen und den Zustand der Ruhe und Erholung einzuleiten.
Auch durch bewusstes und langsames Ein- und Ausatmen kannst du deinen Vagusnerv stimulieren. Zähle zum Beispiel in Gedanken bis vier oder fünf und lass die Atmung ruhig und entspannt sein. Wiederhole dies mehrmals und beobachte, wie sich dein Körper allmählich entspannt und beruhigt.
#2 Lächeln
Lächele zu dir und in die Welt! Denn wenn du ein sanftes Lächeln auf dein entspanntes Gesicht zauberst, kannst du tatsächlich die Nervenenden des Vagusnervs stimulieren.
Unser Gesicht ist mit vielen Nervenenden verbunden, und wenn wir lächeln, senden wir Signale an diese Nervenenden. Durch das sanfte Lächeln aktivierst du den Vagusnerv und unterstützt somit die Entspannung und das Wohlbefinden in deinem Körper.
#3 Singen
Der Vagusnerv hat auch Äste im Rachenbereich, und durch atmende Töne kannst du den Nerv sanft „streicheln“ und stimulieren. Sanftes Singen, Brummen oder Summen sind großartige Möglichkeiten. Sie bringen den Vagusnerv zum schwingen. Diese Vibrationen wirken stimulierend auf den Nerv.
Suche dir einen ruhigen Ort, atme tief ein und beginne dann, mit einem sanften Singen, Brummen oder Summen zu experimentieren. Du kannst dich dabei auf das Gefühl und den Klang konzentrieren, den es in deinem Rachen erzeugt. Spüre, wie sich dein Körper entspannt und wie der Vagusnerv stimuliert wird.
#4 Massage
Massagen können eine großartige Methode sein, um den Vagusnerv zu stimulieren. Besonders am Hals ist der Nerv sehr gut erreichbar, da er zusammen mit der Halsschlagader verläuft. Um den Vagusnerv zu massieren, kannst du sanft und ohne Druck entlang der Seiten deines Halses streichen. Beginne am oberen Teil des Halses und arbeite dich langsam nach unten vor. Du kannst deine Finger verwenden und mit leichtem Druck über die Haut streichen. Achte darauf, den Druck nur zu erhöhen, wenn es sich angenehm für dich anfühlt.
Während der Massage kannst du dich auf die angenehmen Empfindungen konzentrieren und bewusst atmen. Dies hilft dabei, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen und den Effekt auf den Vagusnerv zu verstärken.
#5 Kälte und Wärme
Der Vagusnerv reagiert auch auf Temperaturreize, sowohl auf Kälte als auch auf Wärme. Indem du gezielt Temperaturveränderungen anwendest (nach deinen persönlichen Vorlieben und Grenzen), kannst du den Vagusnerv stimulieren.
Eine Möglichkeit ist zum Beispiel der Besuch einer Sauna. Der Wechsel zwischen heißer Sauna und kalter Dusche oder dem Eintauchen in ein kaltes Wasserbecken kann den Vagusnerv stimulieren.
Du kannst auch zu Hause von dieser Methode profitieren, indem du eine kalte Dusche nimmst. Du kannst langsam mit warmem Wasser beginnen und dann allmählich die Temperatur auf kalt umstellen. Der kurze Kältereiz auf den Körper stimuliert den Vagusnerv. Höre auf deinen Körper und tue das, was sich für dich angenehm anfühlt.
#6 Probiotika
Probiotika spielen eine wichtige Rolle für unseren Darm und damit für unser Immunsystem. Diese Mikroorganismen können dabei helfen, eine gesunde Darmflora aufrechtzuerhalten. Ich empfehle auch Hautmenschen, sich mit Probiotika zu beschäftigen, da es eine Verbindung zwischen Hautproblemen und dem Darm gibt.
Es gibt eine besondere Verbindung zwischen dem Darm und dem Gehirn über einen speziellen Nervenstrang. Der Darm wird oft als unser „zweites Gehirn“ bezeichnet. Einige Forscher sind der Meinung, dass Darmbakterien indirekt auch Einfluss auf den Vagusnerv haben können. In jedem Fall überträgt der Vagusnerv Informationen vom Bauch zum Gehirn und ist ein wichtiger Teil der Darm-Hirn-Achse.
Es ist wichtig, auf dein Bauchgefühl zu hören und dich gesund zu ernähren. In den Blogartikeln zu Neurodermitis, Akne & Ernährung und „Basisch leben – Mehr als nur basische Ernährung“ findest du weitere Informationen und Tipps.
#7 Waldbaden und Yoga
Jede Art von Bewegung unterstützt den Vagusnerv, also auch Spazierengehen. Waldbaden als auch Yoga sind großartige Möglichkeiten, um den Vagusnerv zu stimulieren und Entspannung sowie Wohlbefinden zu fördern. Beim Waldbaden geht es darum, bewusst den Wald mit allen Sinnen wahrzunehmen und die heilende Kraft der Natur zu nutzen. Im Yoga können Übungen, die die Schultern und die Wirbelsäule mobilisieren, den Vagusnerv positiv beeinflussen.
#8 Geselligkeit
Geselligkeit und ein gesundes soziales Umfeld können sich positiv auf den Vagusnerv auswirken. Ein gesundes Umfeld ist ein Umfeld, das unterstützend, inspirierend und positiv ist. Treffe dich mit Freunden und Familie und verbringt gemeinsam eine schöne Zeit.
Der Austausch mit anderen Menschen, insbesondere wenn er von positiven Emotionen begleitet wird, kann den Vagusnerv stimulieren und zu einem Gefühl von Zufriedenheit und Verbundenheit beitragen. Höre dazu gern meine Podcastfolge „So kreierst du ein gesundes Umfeld”.
#9 Mantra-Meditation
Meditieren – mein Liebling für so viele Arten der Selbstfürsorge und Heilung. Eine einfache Meditationsübung, wie zum Beispiel die Mantra-Meditation, kann dabei helfen, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen und den Vagusnerv zu stimulieren.
Wenn du Interesse hast, Meditation zu erlernen, empfehle ich dir meinen Blogartikel „Meditieren lernen – Mit Intuition und Selbstfürsorge“, der dir dabei helfen kann, einen Einstieg in die Praxis zu finden. Es ist auch wichtig, sich von den Mythen rund um Meditation zu befreien und ein realistisches Verständnis für ihre Wirkung zu entwickeln. In meinem Blogartikel „Weshalb Meditieren glücklich macht – Mythen, Wirkung & Tipps“ zeige ich dir die Vorteile und die praktische Anwendung von Meditation.
#10 Meditationen im Meditationsraum
Neben Mantra-Meditationen kannst du auch zu anderen Themen meditieren. Auch das stimuliert deinen Vagusnerv. In unserem Online Meditationsraum findest du viele Meditationen zu verschiedenen Themen und Emotionen. Von mir und anderen Autoren angeleitet. Meditiere, wann immer du das Bedürfnis dazu verspürst:
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